Mit dem Elektroauto von Berlin in die Ardèche
Es war so weit: Als Teil des CharIN Operations-Team, ohne E-Autoerfahrung, weil als Städterin ohnehin autolos, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, die Grenzen der Elektromobilität zu testen und entschied mich, mit einem Elektroauto von Berlin bis in die Ardèche, Südfrankreich zu fahren. Ich muss schließlich auch praktisch wissen, worum es bei CharIN geht.
Weil ich offenbar auf Abenteuer stehe, mietete ich für zwei Wochen ein schickes, flüsterleises elektrisches Gefährt mit einer Reichweite von etwa 450 Kilometern.
Die große Frage: Schafft er das?
Zu Beginn war ich nicht sicher, ob ein Elektroauto für so eine Langstreckenreise wirklich die beste Wahl war. Man kennt ja die Geschichten: zu wenige Ladestationen, stundenlange Wartezeiten und das ständige bange Schauen auf die Batterieanzeige, als wäre sie ein Countdown in einem Actionfilm. Außerdem stellte sich die Frage: „Wie steht es eigentlich um die Ladeinfrastruktur in Frankreich? Funktioniert das dort oder endet meine Reise in einer abgelegenen Ecke mit dem Laptop als einzige Ladestation?"
Etappenkönige: Laden, Schlafen, Weiterfahren
Wir machten uns also in Etappen auf den Weg, mit Zwischenstopps in Bayern, im Elsass und im Jura, wo wir jeweils eine Nacht verbrachten. Die Kinder und meine Nerven waren für diese 4-5 Stunden Etappen sehr dankbar, da wir die restliche Zeit mit erfrischenden Sprüngen in die Seen verbringen konnten.
Für die Planung der Route nutzte ich zunächst die ADAC-App, was sich im Nachhinein als unnötig erwies. Unser Bordcomputer zeigte uns nämlich zuverlässig die möglichen Ladestationen entlang der Strecke an, inklusive der Route dorthin und der voraussichtlichen Ladedauer. Diese Funktion erwies sich als äußerst praktisch und nahm uns viel Planungsstress ab.
Ladeglück und Ladesorgen
Auf der Hinfahrt lief alles wie geschmiert: Wir sind ohne Unterbrechung bis nach Thüringen durchgefahren, bis wir das erste Mal an der Autobahnraststätte laden mussten. Da dachte ich noch, das wird ein Kinderspiel. Aber auf der Rückfahrt wurde es plötzlich spannend: In Brandenburg stießen wir auf mehrere defekte Ladestationen. Es fühlte sich ein bisschen an wie eine Schnitzeljagd – nur dass der Schatz dieses Mal ein funktionierender Stecker war.
Ein weiterer Kritikpunkt, der mir während unserer Reise durch Deutschland auffiel, war der, dass man dem Wetter an den Ladestationen relativ ungeschützt ausgeliefert war – eine Überdachung wäre hier wünschenswert gewesen.
Frankreich überraschte uns dagegen mit einem deutlich höheren Komfort an den Autobahnen. Überdachte Ladestationen und zahlreiche Picknickbänke im Grünen machten das Aufladen zu einem angenehmen Erlebnis, auch wenn das vielleicht nur ein glücklicher Zufall war. Selbst in ländlichen Regionen wie der Auvergne fanden wir unverhofft Ladestationen, die zwar langsamer waren, uns aber die Möglichkeit boten, während des Ladevorgangs eine entspannte Mittagspause einzulegen. Besonders praktisch war auch, dass viele Supermärkte entlang unserer Route mit mindestens zwei Ladepunkten ausgestattet waren. So konnten wir unsere Snack-Einkäufe problemlos mit dem Laden des Autos kombinieren.
Unwägbarkeiten und unvorhergesehene Ladeabbrüche
Was mich etwas irritierte, war die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, wie viel der ganze Spaß eigentlich kostet. Klar, die kWh-Preise standen (manchmal) da, aber das war für mich so hilfreich wie ein Menü ohne Preise. Die Rechnung kommt wohl erst nach der Reise – da starte ich dann mal vorsorglich ein Crowdfunding.
Der RFID-Chip des Vermieters hat das Laden immerhin extrem erleichtert, ein echter Segen. Aber die Ladeabbrüche, die manchmal ohne erkennbaren Grund passierten, brachten mich doch ins Schwitzen. Mehrmals musste ich den Ladevorgang neu starten, bis es schließlich zur nächsten Station reichte.
Fazit: Abenteuer erfolgreich bestanden
Am Ende muss ich sagen, dass ich begeistert bin. Eine Reise mit einem Elektroauto ist deutlich entspannter und komfortabler als gedacht. Besonders beeindruckend fand ich den Ausbau der Ladeinfrastruktur, vor allem in Frankreich, wo ich den Eindruck hatte, dass das Land in dieser Hinsicht weiter fortgeschritten ist als Deutschland. Dies soll allerdings kein Ländervergleich sein, sondern einfach eine persönliche Beobachtung.
Was mir jetzt noch fehlt, ist eine App, die mir pittoreske Ladeorte zeigt, wo ich während des Ladens einen kleinen Spaziergang machen kann. Vielleicht wird das ja unser nächstes Startup – ich bin dabei!
Insgesamt kann ich nur sagen: Abenteuer E-Auto – Test bestanden! Und das mit Bravour. Es hat Spaß gemacht, es war entspannt, und beim nächsten Mal fahre ich wieder elektrisch. Wer hätte gedacht, dass man eine Reise per Stecker so genießen kann?
innos insight -
Autorin dieses Beitrags
Karla Bareiss Valle
(Project Coordinator)